Miss Austria #3/10 - Interview

Veröffentlicht auf von Blacklady


"Die Welt ist nicht genug"

Nach ihren Riesenerfolgen in Europa und den USA ist es nun an der Zeit, die vier Jungs von TOKIO HOTEL endlich ernst zu nehmen und nicht bloß als Teenie-Band abzutun. miss sprach mit den Zwillingen Bill und Tom Kaulitz über Mädchen, Bruderliebe und die Droge Ruhm.

Findet ihr es nicht beängstigend, wie berühmt ihr mittlerweile seid?
Tom: Angst macht uns das nicht. Als deutsche Band ist es nicht selbstverständlich, sich international einen Namen gemacht zu haben. Im Endeffekt sind wir eher stolz.

Wann hat das Starsein euch zum ersten Mal enttäuscht?
Bill: Es gibt im Musikbusiness einfach Dinge, gegen die wir noch
heute ankämpfen. Regeln, die Leute uns aufdrücken wollen.
Oder als wir die ersten Sachen über uns in der Zeitung gelesen haben, die wir nicht gesagt haben. Da ist man als junger Mensch erst malüberfordert. Aber wir haben schnell gelernt, damit umzugehen.

Eine bekannte Klatschzeitschrift zeigte Fotos von euch im Badeurlaub.Verletzt sowas eure Privatsphäre?
Bill: Da ist die Grenze zu hundert Prozent überschritten!
Ich rege mich nach wie vor tierisch darüber auf. Wir versuchen jetzt auch, den Verantwortlichen das Leben so schwer wie möglich zu machen. Das ist eine Sache, an die ich mich nie gewöhnen werde.

Was war das Absurdeste, was jemals behauptet wurde?
Bill: Vom Selbstmord auf dem Hotelzimmer bis hin zu... - schwer
zu sagen, da war alles dabei.

Bill, du hast mal gesagt, dass du Alltag hasst. Ist in einer Band zu spielen nicht mittlerweile auch Routine?
Bill: Es gibt natürlich Abläufe
, die ein bisschen langweilig sind, aber letztendlich ist der Job so wahnsinnig abwechslungsreich.
Man weiß ja nie, wie der Tag ausgeht. Von da her ist es der
abwechslungsreichste Beruf, den ich mir vorstellen kann.

Im Gegensatz zur Schule, da warst du ein richtiger Störenfried. Woher kam dieses frühe Selbstvertrauen?
Bill: Wir hatten vom ersten Tag an Stress. Wir kamen von der Schule und sagten, dass wir da nie wieder hin wollen. Für uns war Schule der absolute Horror. Wir hatten Ärger mit den Lehrern und wurden ständig strafversetzt. Aber wir haben es uns natürlich auch nicht leicht gemacht mit unserem Aussehen. Nur: Wir wollten uns einfach nicht verstellen.Darum haben wir uns angezogen, wie wir wollten, und das in der Provinz,
da hat man schon ein Aliengefühl. Das Selbstbewusstsein kommt sicher auch da her, dass wir immer zusammen waren. Darum haben die anderen auch nie einen allein erwischt, um ihn zu vermöbeln.

Ihr sollt sogar den ersten Kuss mit demselben Mädchen erlebt haben. Gab es da nie Eifersüchteleien?
Tom: Da musst du Bill fragen, weil ich immer der Erste war, der das Mädchen hatte (lacht).
Bill: Um Mädchen haben wir uns nie gestritten.
Tom: Wir waren auch noch nie krass in ein und dasselbe Mädchen verliebt.
Bill: Es gibt niemanden, der sich zwischen uns stellen könnte, keine Person, die wichtiger sein könnte als unsere Beziehung. Natürlich streiten wir uns, klar, Tom und ich sind beide super dickköpfig und selbstbewusst. Gerade weil wir uns so ähnlich sind, geraten wir aneinander. Nachgeben können wir beide gar nicht. Wenn wir uns streiten, gehen alle anderen lieber aus dem Raum.

Ihr fallt euch auch ständig ins Wort...
Bill: Für alle anderen ist es schwer, dazwischenzukommen, wenn Tom und ich uns unterhalten. Unsere Freunde haben sich angewöhnt, genauso laut zu reden und uns auch ins Wort zu fallen, weil sie sonst keine Chance haben.

Ihr wohnt zusammen in Hamburg, seid quasi rund um die Uhr zusammen. Geht ihr euch nie auf die Nerven?
Tom: Wir sind 24 Stunden zusammen, also nicht ganz, weil wir in
getrennten Räumen schlafen. Aber das nervt uns überhaupt nicht.
Alle sagen immer: Ihr müsst euch doch irgendwann auf den Sack gehen. Und was, wenn der eine mal eine Freundin hat oder in eine andere Stadt ziehen möchte. Aber diese Fragen stellen wir uns nicht, weil es immer klar war, dass wir zusammen sind. Es ist eine spezielle Verbindung, die eineiige Zwillinge haben. Man kann das schwer beschreiben, eigentlich sind wir wie eine Person. Wenn ich darüber nachdenken würde, umzuziehen, wäre klar, dass Bill da mithinzieht.
Bill: Man denkt automatisch imemr für den anderen mit.

Seid ihr musikalisch auch auf einer Ebene?
Bill: Ich glaube, dass wir beide ein gutes Gefühl dafür haben,
was ein guter Song ist, unabhängig von unserem privaten Musikgeschmack. Da hören wir unterschiedliche Musik; Tom hört sehr viel Hip-Hop. Es gibt wenige Bands, die wir beide richtig gut finden, zum Beispiel aber die Stereophonics und Aerosmith.

Viele große Bands machen bei Interviews schnell dicht.
Wie kommt's, dass ihr so offen seid?

Bill: Für uns war Tokio Hotel nie einfach nur ein Job. Es ist unser Leben. Wir sind ja auch Bill und Tom Kaulitz, wenn wir von der Bühne kommen. Wir klappen abends nicht den Laptop zu und machenFeierabend. Natürlich gibt es Grenzen, was Offenheit angeht, aber ich will auch von den schlechten Dingen erzählen, statt bloß zu sagen, dass es immer nur geil ist. Ich finde es gut, den Leuten einen realistischen Einblick in das Ganze zu geben.

Tokio Hotel zählt zu den erfolgreichsten deutschen Bands.
Was soll da noch kommen?

Tom: Wir haben vor, nach der anstehenden Tour nach Asien zu gehen, nach Japan, und eine Lateinamerika-Tour zu machen.
Es ist schwierig, noch Ziele zu haben, bei uns ging es damals von null auf hundert los. Doch wir haben uns auch die Freiheit erkämpft, auf bestimmte Sachen scheißen zu können, auch auf die Meinung anderer Leute. Wir machen unser Ding.

Macht Ruhm süchtig?
Tom: Auf jeden Fall. Wenn du so in der Öffentlichkeit stehst wie wir, gibt es keinen Weg zurück. In gewisser Weise bist du davon abhängig. Die Überlegung "Hm, vielleicht will ich jetzt nicht mehr berühmt sein", die gibt es nicht.

Glaubt ihr, dass sich jemals ein Gefühl der Zufriedenheit einstellt, oder wollt ihr immer mehr?
Bill: Im Kopf macht man immer weiter, hat neue Ideen für Songs oder für ein Video. Wir versuchen jedes Mal, besser zu sein als das Mal davor.

Seid ihr vor Auftritten überhaupt noch aufgeregt?
Bill: Ich bin vor Konzerten nicht ansprechbar, das ist wie früher.
Sobald ich jedoch auf der Bühne stehe, ist die Aufregung wie weggeblasen.

Steckt hinter der Kunstfigur Bill Kaulitz Unsicherheit?
Bill: Ich sehe mich nicht als Kunstfigur. Wenn man mich privat trifft, sehe ich genauso aus wie auf dem roten Teppich, es sei denn, ich will unerkannt bleiben. Ich versuche nicht, in der Öffentlichkeit extra einen draufzusetzen und extremer auszusehen. Das bin einfach ich.  Ich würde die
Haare und das Make-up auch so tragen, wenn ich was anderes machen würde.

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post